(Das „Ich“ verinnerlicht das „Du“ + „Wir“.)
In jeder menschlichen Beziehung wiederholen sich Bedürfnisse, sich zu spiegeln und dadurch selbst zu finden. Wenn wir uns im anderen erkennen, fühlen wir uns geborgen, zu Hause. Wenn der andere uns nicht versteht, fühlen wir uns fremd oder verlassen, so als ob wir uns nicht „geliebt fühlen“.
Vereinfacht kann man daraus schließen, dass ein einzelner Mensch nicht reifen kann, wenn er nicht im Dialog zu anderen steht, die er verinnerlicht oder von demen er sich verstanden fühlt. Der Mensch braucht auf der körperlichen und geistiger Ebene das „Du“, um sein „Ich” und „Selbst“ zu entwickeln, unabhängig von seiner Intelligenz. Sie kann unter Umständen sogar eine Versuchung darstellen, sich dem Dialog mit Menschen zu entziehen. Das ist dann der Versuch, ein intellektuelles „Du“ an die Stelle einer realen Person zu stellen. Es ist der Versuch, über den Verstand etwas zu bewältigen, das nur durch Begnung gelingt.
Während für Erwachsene die Beantwortung dieser Frage häufig schwierig erscheint, ist sie für einen jungen Menschen eindeutig. Er braucht den anderen, wenn er traurig ist, er braucht den anderen, um seine Fröhlichkeit mitzuteilen. Er braucht den anderen, um am Leben Freude zu empfinden. Übergangsobjekte, wie ein Teddybär oder eine Puppe, sind für ein Kind Teil dieser Interaktion. Sie sind aber nie der Ersatz für einen anderen Menschen. Einen solchen gefunden zu haben, glaubt häufig der Erwachsene, der versucht, sich z. B. mit Büchern, Beruf oder Hobbys beziehungsartige Strukturen zu schaffen. Oft klappt es dabei glücklicherweise sogar, über derartige Aktivitäten, Kontakte zu Menschen herzustellen, vollwertige Beziehungen zu entwickeln (womit dann wiederum der Mensch und nicht das Objekt im Mittelpunkt des Lebens steht). Viele Kontakte über Arbeit oder Hobby können aber auch den Versuch widerspiegeln, sich einer tieferen Beziehung zu entziehen, um Abhängigkeit und Verletzbarkeit zu vermeiden. Dies gelingt aber meistens schlecht, weil das Vermeiden von Abhängigkeit auch mit dem Verlust an Geborgenheit einhergeht. Ein Mensch braucht eben den anderen Menschen als Bezugsperson, egal ob als Einzelwesen oder als Gruppe, um geistig, seelisch und körperlich zu reifen.