Psychotherapeutische Ansätze
Die selbstunsichere Persönlichkeitsstörung wird in erster Linie mit Psychotherapie behandelt, und diese kann den Betroffenen oft gut helfen. Weil viele unter ihrem Verhalten leiden, sind sie oft von sich aus bereit, eine Therapie zu beginnen, und arbeiten dort besonders gut mit. In der Therapie werden ähnliche Methoden verwendet wie bei der Behandlung einer sozialen Phobie und anderer Angststörungen ( Angststörungen). Bei einer selbstunsicheren Persönlichkeitsstörung ist jedoch oft eine längerfristige Psychotherapie notwendig, um ausreichende Veränderungen zu erreichen.
Mögliche Probleme in der Psychotherapie und Lösungsansätze
Ein Problem in der Therapie kann sein, dass die Patienten befürchten, nicht wirklich gemocht und akzeptiert zu werden oder vom Therapeuten zurückgewiesen zu werden. Deshalb fangen sie oft an, die Therapiesitzungen zu meiden, oder brechen die Therapie ganz ab. Deshalb ist es wichtig, eine gute therapeutische Beziehung aufzubauen, bei der sich der Therapeut wertschätzend, einfühlsam und unterstützend verhält.
Für die Betroffenen ist es oft schwerer als für Patienten mit einer sozialen Phobie, sich auf Maßnahmen in der Therapie einzulassen oder Veränderungen einzuleiten. Oft haben sie ausgeprägte Ängste und Selbstzweifel und trauen sich nicht, sich auf bestimmte Therapiemethoden einzulassen. Deshalb sollte in der Therapie in kleinen Schritten vorgegangen werden und den Patienten genügend Zeit gelassen werden, bis sie sich selbst für eine Therapiemaßnahme entscheiden.
Psychoanalytische und tiefenpsychologisch-fundierte Therapie
Bei einer selbstunsicheren Persönlichkeitsstörung kann sowohl eine psychoanalytische Langzeittherapie als auch eine tiefenpsychologische Kurzzeittherapie zum Einsatz kommen. Es wird als hilfreich angesehen, wenn in der Therapie die „Übertragung“ zwischen Therapeut und Patient zum Thema gemacht wird – das heißt, dass die Beziehung zwischen Therapeut und Patient genutzt wird, um typische Probleme und Unsicherheiten in Beziehungen aufzudecken und zu verändern. Außerdem können im Lauf der Therapie auch die biographischen Entwicklungsbedingungen der Störung bearbeitet werden.
Kognitive Verhaltenstherapie
Die kognitive Verhaltenstherapie gilt als der wirksamste Therapieansatz bei der Behandlung der Störung. Zu Beginn der Therapie werden die Patienten zunächst über die Ursachen, typischen Symptome und Folgen von sozialen Ängsten und Selbstunsicherheit aufgeklärt, was man auch als Psychoedukation bezeichnet.
Ein wichtiger Bestandteil der Therapie ist ein Training sozialer Kompetenzen. Es kann das Selbstbewusstsein der Patienten stärken und ihnen Fähigkeiten vermitteln, mit denen sie verschiedene soziale Situationen besser bewältigen können. Dazu werden oft konkrete Anleitungen, Verhaltensübungen und Rollenspiele mit Videofeedback eingesetzt.
Die Bearbeitung ungünstiger Denkmuster kann dazu beitragen, negative Sichtweisen der Betroffenen über sich selbst und ihre Umwelt zu verändern. Dabei lernen sie, pauschale negative Sichtweisen (zum Beispiel „Ich bin unfähig“ oder „Ich bin unattraktiv“) zu hinterfragen und durch positivere und differenziertere Sichtweisen zu ersetzen. Weiterhin wird in der Therapie daran gearbeitet, typische Alltagsprobleme des Patienten zu verändern.
Die Patienten können außerdem lernen, körperliche Symptome ihrer Angst und Unsicherheit zu verändern, zum Beispiel Schwitzen oder Erröten. Bei der paradoxen Intervention sollen sie diese Symptome genau beobachten und absichtlich hervorrufen oder noch weiter steigern. Dies führt in den meisten Fällen zu einer Gewöhnung und zu einer Abnahme der Angst. Auch eine Konfrontation mit verschiedenen Angstsituationen kann dazu beitragen, Ängste zu verringern.
Wenn sich die Betroffenen bereits deutlich selbstsicherer fühlen und neue soziale Fertigkeiten erworben haben, können sie im späteren Verlauf der Therapie dazu angeregt werden, über längerfristige Ziele in ihrem Leben und Möglichkeiten, diese zu erreichen, nachzudenken.
Gruppentherapie
In einer Gruppentherapie können die Patienten den Umgang mit sozialen Situationen zusammen mit Gleichgesinnten üben. So kann ein Training sozialer Fertigkeiten gut in einer Gruppe durchgeführt werden. Das Verhalten der anderen Gruppenteilnehmer kann dabei als Modell dienen, an dem die Patienten neue Verhaltensweisen (zum Beispiel selbstbewussteres Auftreten) lernen können. In der Gruppe können sie ihre Erfahrungen austauschen, sich gegenseitig Unterstützung geben und lernen, mit dem Feedback anderer Menschen umzugehen und selbst Feedback (zum Beispiel Lob oder konstruktive Kritik) zu geben.
Therapie mit Psychopharmaka
In manchen Fällen werden begleitend zur Psychotherapie angstlösende Antidepressiva eingesetzt. Sie können dazu beitragen, die Angst und das Unbehagen der Patienten zu verringern. Durch die Medikamente allein lassen sich jedoch meist keine langfristigen Verbesserungen erreichen.